Nach dem Rauchen ist Radon vermutlich die häufigste Ursache für Lungenkrebs. Studien haben gezeigt, dass eine Radonexposition das Risiko für Lungenkrebs erheblich steigert.
Lungenkrebs
Lungenkrebs und Radon: Ursachen, Zusammenhänge und Schutzmaßnahmen
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Lungenkrebs durch Radon
Lungenkrebs wird oft durch Rauchen verursacht, aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle, darunter die Exposition von erhöhten Radonwerten.
Radon ist allgegenwärtig und ein Teil der natürlichen Strahlung. Wenn jedoch über einen längeren Zeitraum erhöhte Radonwerte eingeatmet werden, kann dies gesundheitsschädlich sein. Die radioaktiven Partikel des Radons lagern sich in den Atemwegen und im Lungengewebe ab und geben ionisierende Strahlung ab.
Diese Strahlung kann das umgebende Lungengewebe schädigen und zu DNA-Schäden führen. Über die Zeit können sich diese genetischen Veränderungen ansammeln und zu unkontrolliertem Zellwachstum führen. Dies erhöht das Risiko für die Entstehung von Lungenkrebs. Die anhaltende Exposition gegenüber erhöhtem Radon stellt daher eine schleichende Gefahr dar, da sie die Entstehung von Krebs begünstigen kann.
Radon ist nachweislich krebserregend
Das Internationale Krebsforschungszentrum (IARC) in Lyon, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingerichtet, sowie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die deutsche Strahlenschutz-Kommission (SSK) bestätigen die krebserregende Wirkung von Radon beim Menschen.
Studien zeigen, dass Radon nach dem Rauchen das häufigste Risiko für die Entstehung von Lungenkrebs darstellt. Schätzungen zufolge gehen etwa 3–14% aller weltweiten Lungenkrebsfälle auf eine erhöhte Radonexposition zurück.
Die genaue Risikobewertung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Höhe der Radonkonzentration in der Raumluft, die Dauer der Exposition, Rauchgewohnheiten und individuelle genetische Faktoren.
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Erste Anzeichen und Stadien von Lungenkrebs
Erste Anzeichen
Die Anzeichen von Lungenkrebs können je nach Stadium und individuellen Faktoren variieren.
Die häufigsten Symptome haben wir hier zusammengestellt:
- Husten und Heiserkeit: Anhaltender oder sich verschlimmernder Husten, insbesondere wenn er blutig oder von Auswurf begleitet ist. Eine Veränderung der Stimme, anhaltende Heiserkeit oder Probleme beim Sprechen.
- Atembeschwerden und Atemnot: Schwierigkeiten beim Atmen, Kurzatmigkeit oder das Gefühl von Enge-Gefühl in der Brust. Atemnot, die nicht auf körperliche Anstrengung zurückzuführen ist.
- Brustschmerzen: Schmerzen in der Brust, die sich beim Atmen, Husten oder tiefer Einatmung verstärken können.
- Appetit- und Gewichtsverlust: Verlust des Appetits oder deutliche Veränderungen im Essverhalten. Unerklärlicher Gewichtsverlust ohne erkennbare Ursache.
- Ermüdung: Chronische Müdigkeit, Schwäche oder Unwohlsein.
- Infektionen: Wiederholte Atemwegsinfektionen wie Bronchitis oder Lungenentzündung.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch andere, weniger ernste Erkrankungen verursachen können. Es muss sich also nicht zwangsläufig um Lungenkrebs handeln. Dennoch sollte man bei anhaltenden oder ungewöhnlichen Symptomen einen Arzt aufsuchen. Insbesondere dann, wenn Risikofaktoren wie Rauchen oder eine erhöhte Radonexposition vorliegen. Frühzeitig erkannt, kann Lungenkrebs besser behandelt werden.
Lungenkrebsstadien
Lungenkrebs wird üblicherweise nach einem Staging-System kategorisiert. Dieses System gibt Aufschluss über die Tumorausbreitung und mögliche Metastasen. Es existieren diverse Stadien des Lungenkrebses, abhängig von verschiedenen Kriterien wie Tumorgröße, Lymphknotenbefall und Fernmetastasen. Die genaue Einteilung hängt vom spezifischen Staging-System und der Art des Lungenkrebses ab, zum Beispiel nicht-kleinzelliger oder kleinzelliger Lungenkrebs.
Im Allgemeinen werden die Stadien des Lungenkrebses wie folgt klassifiziert:
- Stadium I: Der Tumor beschränkt sich auf die Lunge und hat sich noch nicht auf das umliegende Gewebe oder den Lymphknoten hinaus ausgebreitet.
- Stadium II: Der Tumor hat sich in umliegendes Lungengewebe oder nahegelegene Lymphknoten ausgebreitet, aber nicht auf entfernte Organe.
- Stadium III: Der Tumor hat sich weiter in nahegelegene Lymphknoten und/oder umliegendes Gewebe ausgebreitet.
- Stadium IV: Der Krebs hat sich auf entfernte Organe oder Gewebe außerhalb der Lunge (Metastasen) ausgebreitet.
Diese Stadien können noch weiter unterteilt werden, um spezifischere Informationen über den Krebs zu liefern. Die genaue Stadieneinteilung erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie CT-Scans, MRT-Scans, PET-Scans und Biopsien. Die Einteilung der Stadien sowie Prognosen sollten unbedingt mit einem medizinischen Fachpersonal besprochen werden.
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Forschungsergebnisse in Sachen Radon und Lungenkrebs
Die Forschung hat gezeigt, dass die Exposition gegenüber erhöhten Radonkonzentrationen insbesondere in Wohngebäuden das Lungenkrebsrisiko signifikant erhöhen kann.
Selbst niedrige Radonkonzentrationen über längere Zeiträume hinweg, so haben langfristige Studien gezeigt, kann das Risiko für Lungenkrebs erhöhen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Radonkonzentrationen in Wohn- und Arbeitsumgebungen zu überwachen und zu regulieren.
Die Schneeberger Krankheit
Die Schneeberger Krankheit, benannt nach der Stadt Schneeberg im Erzgebirge, war lange Zeit ein rätselhaftes Phänomen. Bergarbeiter, die täglich in den Minen arbeiteten, hatten mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die sich oft in Lungenkrankheiten äußerten. Es war jedoch nicht klar, was genau diese Krankheiten verursachte und warum sie so häufig unter den Bergarbeitern auftraten.
16. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert begann eine traurige und tragische Geschichte im Erzgebirge. Sie wurde später als die “Schneeberger Krankheit” bekannt. Junge Bergarbeiter, die in den Minen des Erzgebirges arbeiteten, wurden häufig von einer tödlich verlaufenden Lungenerkrankung befallen. Diese Krankheit alarmierte und verwirrte die Gemeinschaft. Jahrhunderte vergingen, bis Forscher die verheerende Wahrheit hinter dieser mysteriösen Krankheit entdeckten.
20. Jahrhundert
Erst viel später, im Laufe des 20. Jahrhunderts, begannen Forscher, die Zusammenhänge zwischen der Schneeberger Krankheit und der Radonexposition zu verstehen.
Radon, ein natürlich vorkommendes radioaktives Gas, entsteht aus dem Zerfall von Uran im Boden und Gestein und kann in Minen und anderen unterirdischen Umgebungen auftreten. Bergarbeiter im Erzgebirge atmeten regelmäßig hohe Konzentrationen von Radon und seinen Folgeprodukten ein, was zu schweren Lungenschäden und letztendlich zu Lungenkrebs führte.
Die Entdeckung, dass die Schneeberger Krankheit tatsächlich Lungenkrebs durch Radonexposition war, markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Arbeitsmedizin und des Gesundheitsschutzes. Es war ein Weckruf für die Bergbauindustrie und führte zu strengeren Sicherheitsvorschriften und Maßnahmen zur Begrenzung der Radonexposition am Arbeitsplatz.
Die Wismut-Uranbergarbeiter-Studie
Die Wismut Uranbergarbeiter-Studie ist eine Schlüsselstudie im Bereich der Bergarbeiter-Forschung, die entscheidende Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von Radonexposition liefert.
20. Jahrhundert (1960er Jahre)
Seit den 1960er Jahren haben Studien an Bergarbeitern maßgeblich zum Verständnis der Radonwirkungen auf die Gesundheit beigetragen, insbesondere im Uranbergbau unter Tage. Die deutsche Wismut Uranbergarbeiter-Studie, geleitet vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), ist hierbei besonders hervorzuheben. Diese Studie untersuchte rund 60.000 ehemalige Mitarbeiter der Wismut, die zwischen 1946 und 1990 im Uranerzbergbau der ehemaligen DDR arbeiteten.
Erkenntnisse der Studie
Die Wismut Uranbergarbeiter-Studie lieferte wichtige Erkenntnisse zum Lungenkrebsrisiko bei Bergarbeitern durch Radonexposition unter Tage. Bergarbeiter, die über längere Zeiträume hohen Radonkonzentrationen ausgesetzt waren, hatten ein signifikant erhöhtes Lungenkrebsrisiko.
Beispielsweise ergab die Studie, dass Bergarbeiter, die über 25 Jahre im Uranbergbau tätig waren, ein fast 10-fach erhöhtes Lungenkrebsrisiko im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung hatten.
Die Ergebnisse dieser Studie und ähnlicher Untersuchungen trugen zur Entwicklung von Richtlinien und Vorschriften bei, um die Radonexposition am Arbeitsplatz zu begrenzen. Sie erhöhten auch das Bewusstsein für die Radongefahren in Bergbau- und anderen unterirdischen Umgebungen und förderten die Umsetzung von Schutzmaßnahmen.
Zudem unterstrichen die Ergebnisse die Notwendigkeit weiterer Forschung und präventiver Maßnahmen in Branchen mit potenzieller Radonexposition.
Die öffentliche Aufklärung über Radonrisiken in Innenräumen, wie Wohnhäusern und Schulen, wurde ebenfalls durch diese Studien verstärkt.
Insgesamt trugen die Bergarbeiter-Studien maßgeblich dazu bei, das Verständnis für die gesundheitlichen Auswirkungen von Radon zu vertiefen und den Weg für effektive Schutzmaßnahmen gegen diese Gefahr zu ebnen.
Fall-Kontroll-Studien bezüglich Radon in Wohnungen
Die Fall-Kontroll-Studien zur Radonexposition in Wohnungen haben entscheidende Erkenntnisse über die gesundheitlichen Risiken dieses radioaktiven Gases geliefert.
21. Jahrhundert (2005)
Seit den 1980er Jahren wurden die Bergarbeiter-Studien durch Fall-Kontroll-Studien zum Lungenkrebsrisiko durch Radon in Wohnungen in Europa, Nordamerika und China ergänzt.
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Eine der größten und aussagekräftigsten dieser Studien ist die Untersuchung “Radon in homes and risk of lung cancer: collaborative analysis of individual data from 13 European case-control studies” aus dem Jahr 2005.
In dieser gemeinsamen Auswertung von 13 europäischen Studien mit insgesamt 7.148 Lungenkrebspatienten und 14.208 Kontrollpersonen wurde festgestellt, dass Radon auch in Wohnungen das Risiko für Lungenkrebs erhöht. Dies gilt insbesondere für Raucher oder ehemalige Raucher, aber auch für Menschen, die nie geraucht haben.
Die Studie zeigte, dass das Lungenkrebsrisiko mit zunehmender Radonkonzentration in der Wohnung steigt, besonders über einen Zeitraum von 30 Jahren. Genauer gesagt erhöht sich das relative Risiko für Lungenkrebs pro 100 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³) langjähriger Radonbelastung um 16 %. Das bedeutet, dass das Lungenkrebsrisiko bei einer langjährigen Radonexposition von 100 Bq/m³ um 16 % steigt, bei 200 Bq/m³ um 32 %, bei 300 Bq/m³ um 48 % und so weiter.
In den aktuellen und früheren Wohnungen der Teilnehmer wurden die Radonkonzentrationen über mindestens ein halbes Jahr gemessen. Zusätzlich wurden sie ausführlich zu ihrem lebenslangen Rauchverhalten und anderen Risikofaktoren für Lungenkrebs befragt.
Schutzmaßnahmen
Es gibt verschiedene Schutzmaßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko von Lungenkrebs im Zusammenhang mit Radon zu reduzieren:
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